Sonntag, 24.01.2021

COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen

COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen

Bisher (Stand 24.12.2020, 00.00 Uhr) haben sich laut dem Robert-Koch-Institut in Berlin nachweislich 125.244 Kinder und Jugendliche von 0-14 Jahren mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Dies entspricht 7,9% aller nachgewiesenen Infektionen in Deutschland. Damit liegt der Anteil dieser Altersgruppe an den gesamten Infektionen deutlich niedriger, als dies aufgrund ihres Bevölkerungsanteils (14%) zu erwarten wäre. Selbst wenn man davon ausginge, dass in der Gesamtbevölkerung zwei- bis viermal so viele Infektionen vorliegen, wie über die Testungen erfasst werden, sind Kinder bis 14 Jahre keine besonders häufig betroffene Gruppe beim Krankheitsgeschehen.

Viele Kinder und Jugendliche haben sich zwar mit dem Virus infiziert, zeigen aber keine Krankheitssymptome. Dennoch sind sie nach allem, was wir zurzeit wissen, infektiös: je älter sie werden, desto eher übertragen sie das Virus auf ihre Mitmenschen. Allerdings sind sie nicht infektiöser als Erwachsene. Prof. Dr. Carsten Krüger, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am St. Franziskus Hospital Ahlen, ordnet diese Erkenntnisse ein: „In der Kinder- und Jugendmedizin spielt die COVID-19-Erkrankung erfreulicherweise, bezogen auf ihren Schweregrad, keine bedeutende Rolle; für unsere Berufsgruppe handelt es sich um eine unter vielen Infektionskrankheiten im Kindesalter.“

Schwere Krankheitsverläufe mit der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung kommen insgesamt sehr selten vor, sind aber möglich. Selbst das PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome), auch MIS-C (Multisystem Inflammatory Syndrome in Children) genannt, wahrscheinlich eine schwere immunologische Folgeerkrankung bei COVID-19, wurde bisher in Deutschland nur bei 61 Kindern (1:1000) gemeldet (Stand Oktober 2020). Todesfälle sind glücklicherweise bisher nur in Einzelfällen dokumentiert.

Mit Sorge beobachten die Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte im Kreis Warendorf wie ihre Kollegen und Kolleginnen bundesweit, dass immer wieder Kinder und Jugendliche mit akuten Erkrankungen wie Blinddarmentzündung oder Entgleisung bei Diabetes sowie mit chronischen Erkrankungen zu spät vorgestellt werden. Prof. Krüger: „Wenn Ihr Kind Symptome einer Infektion oder andere Gesundheitsbeschwerden hat, zögern Sie als Eltern auch in der Pandemie nicht, Ihre Kinderärztin bzw. Ihren Kinderarzt aufzusuchen. In der Nacht oder am Wochenende steht Ihnen selbstverständlich ebenso die Notfallambulanz an der Klinik für Kinder und Jugendliche am St. Franziskus Hospital Ahlen offen.“

Entgegen vielfältiger Vermutungen ist das Risiko, sich bei der Inanspruchnahme von Praxen oder Krankenhäusern mit dem Virus anzustecken, nicht erhöht. Alle Einrichtungen haben umfassende Vorkehrungen getroffen, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten. Eltern sollen ferner unverändert ihre Kinder zu den Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen vorstellen. Trotz Pandemie gibt es keinen sachlichen Grund, diese Termine aufzuschieben oder ausfallen zu lassen. Insbesondere die Impfungen dienen dazu, die Häufigkeit impfpräventabler Erkrankungen zu senken.