Montag, 14.05.2012

"Ahlen ist Studentenstadt"

Größte Stadt im Kreis Warendorf wirbt um angehende Ärztinnen und Ärzte - Aktionsbündnis bietet Medizin-Studenten einzigartige Vergünstigungen

Ahlen ist Studentenstadt so heißt es auf den T-Shirts, die die Studenten des 3. OP-Workshops erhielten.

Beim 3. OP-Workshop gab Dr. Klammer Hilfestellung bei der Knotentechnik.

Das Aktionsbündnis verloste einen Hubschrauberrundflug, ein Erlebniswochenende und Eintrittskarten für das Kunstmuseum, worüber sich die Gewinnerinnen sehr freuten.

In den deutschen Krankenhäusern existiert inzwischen ein erheblicher Mangel an Ärzten. Eine flächendeckende qualifizierte Versorgung der Bevölkerung wird es bald nicht mehr geben. Besonders betroffen sind die Chirurgischen Fachgebiete. Die Politik reagiert, aber sie agiert langsam und konzentriert sich nicht auf den eigenen möglichen Nachwuchs an zukünftigen Medizinern. Die Grenzen zu den außereuropäischen Staaten werden geöffnet, motivierte Abiturienten in Deutschland scheitern bezüglich des Numerus Clausus an der Zahl hinter dem Komma, Medizinstudenten hängen ihre Ideale an den Nagel - spätestens im oder unmittelbar nach dem Praktischen Jahr, dem letzten Ausbildungsabschnitt innerhalb des Medizinstudiums.

Eine Neufassung der ärztlichen Ausbildungsordnung (Approbationsordnung) muss her, aber die neue Approbationsordnung wird durch die entscheidenden Gremien geblockt; der Bundesrat hat eine diesbezügliche Abstimmung im Februar verschoben.

Der neue Präsident der Bundeärztekammer Dr. med. Frank Ulrich Montgomery ist sich sicher: "Wir brauchen künftig nicht nur universitäre Mediziner, sondern Ärztinnen und Ärzte an kleineren Krankenhäusern und Schwerpunktpraxen. Deshalb ist es auch wichtig, dass man dort sein Praktisches Jahr absolvieren kann."

Seit Beginn seiner Tätigkeit in Ahlen 2007 kämpft Dr. med. Frank Klammer, Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie des St. Franziskus-Hospitals, um die Anerkennung seines Hospitals als Akademisches Lehrkrankenhaus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. "Bisher waren die Steine zu groß, die uns diesbezüglich in den Weg gelegt wurden". Trotz einer bereits auf der Eigeninitiative gegründeten Studentenausbildung im Rahmen von Operations-Workshops und einer besonderen operativen Ausbildung fehlt wohl noch der entscheidende Fürsprecher.

Schützenhilfe bekommt er nun durch ein ganz und gar außergewöhnliches und bisher einzigartiges Aktionsbündnis. Unter dem Motto "Ahlen ist Studentenstadt" hat sich Dr. Klammer zusammen mit der Stadt Ahlen, allen voran Bürgermeister Benedikt Ruhmöller, sowie Jörg Stegemann, Leiter der Wirtschaftsförderung Ahlen, und Peter Schmidt, Vorsitzender von "Pro Ahlen e.V.", das Ziel gesetzt, gemeinsam zu werben, und in einer attraktiven Stadt im Münsterland ein attraktives Akademisches Lehrkrankenhaus mit einem besonderen Charme zu etablieren.

Der Startschuss fiel am 12. Mai 2012. An diesem Tag wurde im St. Franziskus-Hospital Ahlen der bereits dritte Operations-Workshop für Medizinstudenten der Universitäten Münster und Bochum stattfinden - nur dieses Mal auf eine ganz besondere Art und Weise.

"Es geht nicht nur darum zu beweisen, dass das St. Franziskus-Hospital über die notwendige Kompetenz einer studentischen Ausbildung verfügt, mit einer ausgesprochen hohen Motivation der dort tätigen Ärzte, die so sicher nicht überall vorhanden ist. Es geht auch darum, dass Ahlen als größte Stadt im Kreis Warendorf eben nicht die Stadt in einer typischen 'strukturschwächeren Region' ist", so das Bündnis Ahlen.

"Das Aktionsbündnis "Ahlen ist Studentenstadt" demonstrierte an diesem Tag, dass man in dieser Stadt, in diesem Krankenhaus nicht nur eine hervorragende medizinische Ausbildung erhält, sondern dass sich es sich lohnt, seine Zelte - auch langfristig - in dieser Stadt aufzuschlagen", so Dr. Klammer.

Den Medizinstudenten bot der Bürgermeister, stellvertretend für das Bündnis, an diesem Tag T-Shirts mit dem Motto "Ahlen ist Studentenstadt" und über eine Verlosung eine Einladung zu einem "Wohlfühl-Wochenende in Ahlen".

Für das Ziel eines Akademischen Lehrkrankenhauses hat das Gremium jedoch mehr vor. Mit Hilfe aller Industriezweige der Stadt wird man komplett eingerichteten Wohnraum für die Studenten binnen kurzer Zeit schaffen. Gutscheinhefte für Restaurationen, Bekleidungsgeschäfte, Lebensmittelketten und kulturelle Highlights sollen das Angebot komplettieren.

Das Kümmern um optimale Kommunikation und Flexibilität runden das "Studentenpaket" ab. Tickets für öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder werden jedem Studenten kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Online-Bibliothek und die entsprechende Hardware stehen ebenfalls dann kostenlos zur Verfügung.

Gekrönt wird der Aspekt der Mobilität allerdings durch Elektroroller und Elektro-PKWs, die von den Studenten für die Dauer ihres Studiums in Ahlen genutzt werden können. "Die Reichweite eines solchen PKW beträgt rund 100 Kilometer. Das ist etwa die Strecke Ahlen-Münster und zurück", so Dr. Klammer, der allerdings hofft, dass die Studenten nach Abschluss ihres Studiums den Wagen in Ahlen stehen lassen und in Ahlen ihren Start ins medizinische Berufsleben planen.