Freitag, 11.11.2022

Vortragsabend rund um den implantierbaren Neurostimulator zog Interessierte ins St. Franziskus-Hospital Ahlen

Was ist die Rückenmarks-/ Neurostimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) und wie funktioniert sie? Dieser Einladung folgten rund 35 Interessierte am Mittwoch (9.11.2022) in die Cafeteria des St. Franziskus-Hospitals Ahlen. In das Thema führte Dr. med. Mohammed Jaber, Chefarzt der Neurologie im St. Franziskus-Hospital Ahlen, ein und stellte gleichzeitig das Neurologische Kompetenzzentrum WAF- Hamm vor:

Rund um den implantierten Rückenschrittmacher klärten folgende Experten auf: Jakob Becks, Eldar Hunolov, Ute Corinna Seidel, Dr. Mohammed Jaber, Marian Schüppel, Dr. med. Lars Lemcke

„Vorweg gibt es zwei Arten von Schmerz - den akuten Schmerz, der zeitlich begrenzt ist und den chronischen Schmerz, über den wir heute Abend sprechen. Je weiter die Chronifizierung der Schmerzen fortgeschritten ist, desto stärker ist die Lebensqualität gemindert. Jeder siebte Mensch ist davon betroffen und teilweise erstrecken sich die Folgen bis zur Depression. Die Nebenwirkungen und Kosten, die durch chronifizierte Schmerzen verursacht werden, lagen 2008 bei 254 Milliarden. Die Rückenmarksstimulation kann gegen chronische Schmerzen eingesetzt werden und hat nur eine geringe Nebenwirkungsrate,“ so der Chefarzt weiter.

Im Anschluss übernahm Herr Dr. med. Lars Lemcke (Leiter der Schmerzambulanz, der Klinik für Neurochirurgie, der Universitätsklinik Münster) und erklärte neben Wirkung der Rückenmarksstimulation auch den Ablauf der ambulanten Operation bei Einsatz des Gerätes: „Mit der Neurostimulation werden Schmerzsignale verändert, bevor sie das Gehirn erreichen – dadurch wird Schmerz gelindert.  Vorweg erfolgt immer eine weitreichende Aufklärung des Patienten, zur Wirkung, dem Ablauf und auch zu möglichen Komplikationen wie z.B. Nachblutungen, Wundheilungsstörungen, Infektionen, Nervenverletzungen. Doch häufig sind Patienten zufrieden, nachdem die elektrische Rückenmarksstimulation eingesetzt wurde.“  Der Rückenschrittmacher wird für zunächst für eine Testphase im Spinalkanal eingesetzt und positioniert. Die Kabel werden erst nach Ende der Testphase in einer Hauttasche implantiert.

Die 57-jährige Ute Corinna Seidel war Patientin im Ahlener Krankenhaus und hat sich aufgrund von chronischen Muskelerkrankungen eine Rückenschrittmacher einsetzen lassen: „Meine Lebensqualität war aufgrund von chronischen Muskelschmerzen, besonders in Ruhephasen massiv eingeschränkt. Diverse Therapien brachten keine Linderung. Die Ausübung meines Berufs war kaum möglich. Mittlerweile kann ich wieder Sport machen, meinen Beruf ausüben und mit meinen Enkeln spielen –Mein Strohhalm war der Rückenschrittmacher. Die Testphase ist gut gelaufen und ich konnte noch am selben Tag nach Hause. Seitdem benötige ich keine Schmerztabletten mehr.

Weitere Referenten waren Herr Jakob Becks der Firma Nevro und Herr Marian Schüppel der Firma Abbott. Sie stellten die Ergebnisse von Therapien mit den jeweiligen Neurostimulatoren-Modellen vor.  Im Anschluss gab es noch Zeit und Raum für Fragen und Diskussionen.