Montag, 19.12.2022

Epidemische Ausbreitung von Atemwegsinfekten bei Kindern im Kreis Warendorf – Appell an die Eltern

Wie im gesamten Bundesgebiet breiten sich zurzeit Atemwegserkrankungen bei Kindern aller Altersgruppen auch im Kreis Warendorf rasant aus. Die Situation hat epidemische Ausmaße angenommen und wird bei Säuglingen und Kleinkindern meist durch das RS-Virus, bei älteren Kindern und Jugendlichen häufig durch das Influenzavirus verursacht.

Dazu PD Dr. Carsten Krüger, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am St. Franziskus-Hospital Ahlen: „Die Zahl der erkrankten Kinder ist durch die gleichzeitig auftretenden Epidemien so hoch wie in den letzten 20-30 Jahren nicht mehr. Dies lässt sich vor allem bei den Kleinkindern dadurch erklären, dass nicht nur ein Altersjahrgang, sondern bedingt durch die Corona-Isolationsmaßnahmen der vergangenen 2 Jahre eben 3 Jahrgänge gegenüber diesen Erregern empfänglich sind und teils schwer erkranken.“

Viele besorgte Eltern stellen ihre Kinder in den Kinderarztpraxen vor, außerhalb deren Öffnungszeiten in der Notfallambulanz der Kinderklinik in Ahlen. Bei allem Verständnis für die berechtigten Sorgen der Eltern beobachten jedoch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderklinik sowie gleichermaßen die meisten niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzte, dass sehr viele Kinder auch mit nur leichten Symptomen wie Schnupfen, Glieder-/Kopfschmerzen, leichtem Husten und wiederholt ansteigendem Fieber vorgestellt werden, die ohne Weiteres zuhause betreut werden könnten. Übereinstimmend mit einer über die letzten Jahre zu beobachtenden, gesamtgesellschaftlichen Entwicklung bedauern die Fachleute, dass das über Generationen tradierte Wissen der Großfamilien bezüglich des Umgangs mit üblichen Kinderkrankheiten im Zuge der Individualisierung der Gesellschaft rasant verloren geht.

Dazu nochmals PD Dr. Krüger: „Die meisten Atemwegserkrankungen verlaufen aus medizinischer Sicht bei Kindern relativ milde. Selbst hohes Fieber über mehrere Tage, das häufig bei der Influenza auftritt, muss, besonders bei älteren Kindern ab dem Schulalter, kein Alarmsymptom sein. In der Regel reicht eine häusliche Betreuung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr, fiebersenkenden Maßnahmen (z.B. Paracetamol und/oder Ibuprofen) und (Bett-) Ruhe aus.“

Ohne Frage müssen jedoch besonders Säuglinge, aber auch Kleinkinder und ältere Kinder vorgestellt werden, wenn eine schwere Atemnot mit hoher Atemfrequenz, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, deutlich hörbaren Geräuschen beim Ein- und/oder Ausatmen und starker Verschleimung, eine Blaufärbung der Lippen, Erschöpfung, Bewusstseinsveränderungen, Trinkschwäche oder Nahrungsverweigerung, ausgeprägtes Erbrechen oder nicht senkbares, hohes Fieber (>39,0°C - 39,5°C) auftreten. Dies gilt umso mehr, je jünger das Kind ist. Besonders bei Säuglingen unter 6 Monaten ist dann Vorsicht geboten. Diese Kinder sollten selbstverständlich von den Kinderärztinnen und Kinderärzten fachgerecht beurteilt werden.

Daher appellieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderklinik an die Eltern, diese Ratschläge zu beherzigen, auf Arztbesuche bei leichten Verläufen möglichst zu verzichten und damit die ambulante und stationäre Versorgung spürbar zu entlasten.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) haben auf ihren Internetseiten dazu zahlreiche Ratschläge für Eltern bereitgestellt, die kostenlos genutzt werden können (bvkj: www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/ ; DGKJ: www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen).

Sollte sich keine Verringerung der Inanspruchnahme einstellen, könnten die Kinderklinik und ggf. die Praxen so stark überlastet werden, dass selbst die Versorgung der schwerstkranken Kinder nicht mehr gewährleistet werden könnte. Zudem müssten sich dann alle Eltern mit ihren erkrankten Kindern auf stundenlange Wartezeiten einrichten, sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich.

Es wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Montag, Dienstag und Donnerstag von 8.00 - 18.00 Uhr, Mittwoch und Freitag von 8.00 - 13.00 Uhr, primär die niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzte zuständig und aufzusuchen sind, bei geschlossener Praxis deren offizielle Vertretungspraxis. Die Öffnungszeiten der kinderärztlichen Notfallambulanz der KVWL, die an der Kinderklinik in Ahlen angesiedelt ist, und der Notfallambulanz der Kinderklinik können unter www.sfh-ahlen.de/unsere-kompetenzen/klinik-fuer-kinder-und-jugendliche/mitarbeiter.html (zum Seitenende scrollen) eingesehen werden.